„So langsam haben wir uns an die Bundesliga gewöhnt“
Nach drei Pflichtspielniederlagen in Folge hat sich der 1. FC Köln wieder eindrucksvoll zurück gemeldet. Gegen den Tabellenführer Schalke 04 lieferte der FC seine beste Saisonleistung ab und gewann verdient mit 1:0. Im ausführlichen Gespräch mit dem Brühler Bilderbogen freute sich der Kölner Kapitän Milivoje Novakovic über den Sieg, äußerte sich aber auch verwundert über die starke Kritik an der Geißbocktruppe in den letzten Tagen.
Zuversichtlich vor dem Spiel: Christoph Daum ...
BBB: Glückwunsch zum ersten Heimsieg. War das heute der FC auf den alle gewartet haben, auf den auch der FC selbst gewartet hat.
Novakovic: Ich muss der Mannschaft ein Kompliment machen. Gegen Schalke hat jeder gekämpft. Das hat man auf dem Platz gesehen. Ich glaube, wir waren überlegen und haben verdient gewonnen. Es ist schwer, in die Bundesliga reinzukommen. So langsam haben wir uns aber daran gewöhnt. Mit der Zeit wird es immer besser. Es war Leben in der Mannschaft. Jeder hat den anderen gepusht. Dann kann man auch mehr als 100 Prozent geben.
BBB: War es ein besonderer Anreiz gegen den Tabellenführer zu spielen und es dem richtig zu zeigen?
Novakovic: Schalke war vor dem Spiel Favorit. Wir standen aber auch unter Druck. In der ersten Halbzeit haben wir überragend gespielt, da haben wir viele Chancen herausgespielt. Leider haben wir die nicht richtig genutzt. So viele Chancen wie in der ersten Halbzeit haben wir selten gehabt, seit ich beim FC spiele. Und das gegen so einen starken Gegner. Da fehlen mir fast die Worte, unfassbar, nochmals ein Riesenkompliment an die Mannschaft. Und die Fans waren heute unser zwölfter Mann.
BBB: Der FC hatte viele Torchancen. Bis das Tor fiel, wurden viele vergeben. War es schwer, die Geduld zu bewahren?
Novakovic: Da war Geduld gefragt. Ich glaube, dass ich von allen Spielern der einzige war, der Selbstvertrauen hatte. Leider habe ich dennoch zwei gute Chancen nicht ausgenutzt. Aber am Ende reicht dieser schöne 1:0-Sieg genauso wie ein höher.
BBB: Verglichen mit den Spielen in Bielefeld und Mainz steckte gegen Schalke eine ganz andere Leidenschaft in der Truppe. Was hat sich in den letzten Tagen an der Einstellung geändert?
Novakovic: Wir wussten schon früher, dass wir sehr gute Spieler haben. Ich verstehe Euch Journalisten auch nicht, warum Ihr einige Spieler so kritisiert. Wir sind mit dieser Mannschaft aufgestiegen. Jeder Spieler braucht Selbstvertrauen und muss langsam in die erste Bundesliga reinkommen. Auch in der zweiten Liga haben wir im letzten Jahr schlecht begonnen. Das muss man wissen, und deshalb muss man hinter dieser Mannschaft stehen.
BBB: Nichtsdestotrotz war das eine ganz andere Einstellung, auch bei den Spielern, die heute erstmals auf dem Platz standen. Vucicevic hat wenig gespielt, Ehret, Pezzoni, McKenna noch gar nicht. Haben sie den Unterschied ausgemacht?
Novakovic: Nein, alle Spieler haben auch vorher 100 Prozent gegeben. Wir haben nach dem Mainz-Spiel viele Gespräche geführt. Einige Spieler haben ihre Chance bekommen und ihre Sache sehr gut gemacht. Es ist schwer am sechsten Spieltag ins Team zu kommen, das so unter Druck steht, und 90 Minuten durchzuspielen. Ich muss ihnen ein Kompliment machen. Sie können nicht in einer perfekten Verfassung sein. Ich schätze sehr, was die geleistet haben. Wir wissen, was wir an diesen Spielern haben.
BBB: Ein Wort zum Torschützen Youssef Mohamad. Was zeichnet ihn besonders aus?
Novakovic: Wir haben solche Situationen eingeübt und schon öfter Tore gemacht. Mohamad ist ein sehr gefährlicher Abwehrspieler, das hat er schon in der letzten Saison gezeigt. Das war keine Überraschung, dass er das Tor macht.
BBB: Wie groß ist das Gefühl der Befreiung nach dem Erfolg nach davor drei Niederlagen in Serie?
Novakovic: Das Gefühl habe ich gar nicht. Wir müssen einfach von Spiel zu Spiel schauen und Punkte holen. Dieser Sieg war wichtig für uns. Wir haben jetzt sieben Punkte. Aber damit dürfen wir nicht zufrieden sein. Wir dürfen nicht abheben und müssen auf dem Boden bleiben. Samstag kommt ein schwieriges Auswärtsspiel auf uns zu. Darauf müssen wir uns schon jetzt langsam konzentrieren.
BBB: Wie sehr freuen Sie sich auf das Derby gegen Mönchengladbach? Gibt es eine Kampfansage.
Novakovic: Nein, da gibt es gar nichts. Wir werden die ganze Woche konzentriert arbeiten und dann werden wir es auf dem Platz zeigen. Das Spiel wird noch schwieriger als das Schalke-Spiel. Aber mit den Gladbachern haben wir gute Erfahrungen gemacht. Ich hoffe, das bleibt so.
Das Gespräch führte Tobias Gonscherowski
... genauso wie die FC-Fans ...
... und Maskottchen Hennes.
Petit gibt Anweisungen.
Youssef Mohamad hat getroffen ...
... und wird dabei beinahe erdrückt.
Fabrice Ehret bekämpft Marcelo Bordon.
Halbzeitgast Wolfgang Niedecken.
Kevin Pezzoni gewinnt das Kopfballduell.
Nemanja Vucicevic setzt sich gegen Christian Pander durch.
Während Schalkes Jermaine Jones nicht mehr zusehen will, ...
... lassen sich die Kölner Mohamad und Novakovic feiern.
© TOGON / Tobias Gonscherowski